Amtliche Mitteilung über die Entführung tschechoslowakischer Bürger in einem Schnellzug durch eine von einem amerikanischen Agenten geleitete Terroristenbande, 2. Teil
"Als der Druck der ersten beiden Tage nichts geholfen hatte, wurden die tschechoslowakischen Bürger auf Lastkraftwagen verladen und von Selb 120 Kilometer weit in das Militärlager Grafenwörth [sic!] gebracht, wo sie in Holzbaracken gezwängt wurden, ohne Betten und ohne jegliche Einrichtung, die ein einigermaßen anständiges Wohnen ermöglicht hätte.
Hier wurde der Druck auf die tschechoslowakischen Bürger fortgesetzt. Einer nach dem anderen wurde verhört, es wurden ihnen Zigaretten angeboten und signalisiert, dass man ihnen vorteilhafte Anstellungen verschaffen würde, falls sie in Westdeutschland blieben. Unsere Bürger lehnten die Vorschläge der Amerikaner geschlossen wie ein Mann ab und sagten ihnen ins Gesicht, dass sie in Selb sehr wohl bemerkt hätten, auf welchem Niveau die deutschen Bürger lebten, und dass sie sich diesem Niveau nicht annähern wollten.
Das Heldentum unserer Bürger bestätigte auch ein Angehöriger der Grenzwache, der – als er sah, dass drei Mitglieder der bewaffneten Sicherheitsorgane von amerikanischen Beamten verhaftet und abtransportiert worden waren – seine Uniformbluse auszog und eine ihm unbekannte Frau bat, diese für ihn aufzubewahren. Weder er noch diese Mitreisende verrieten bei den Vernehmungen, dass es sich um ein Mitglied der tschechoslowakischen Sicherheitsorgane handelte.
Davon, welche Methoden die amerikanischen Behörden anwenden, zeugt am besten die Tatsache, dass sich die amerikanischen Beamten beim Überreden und bei ihrem Druck auf die tschechoslowakischen Bürger am meisten auf die Minderjährigen konzentrierten.
Die tschechoslowakische Regierung unternahm sogleich sämtliche nötigen Schritte, um die Interessen der tschechoslowakischen Bürger zu schützen. Es wurde eine Kommission von tschechoslowakischen diplomatischen Vertretern nach Westdeutschland entsandt, die jedoch nicht zu den inhaftierten tschechoslowakischen Bürgern vorgelassen wurden. Ein amerikanischer Beamter erklärte, er habe keine Zeit für die tschechoslowakische Delegation, denn er gehe Tennisspielen. Die tschechoslowakischen Repräsentanten wurden darauf verwiesen, sich an die amerikanischen Behörden in München zu wenden. Die tschechoslowakische diplomatische Kommission war unter ständiger Aufsicht bewaffneter Agenten des CIC.
Vor München wurde sie von der Verkehrspolizei aufgehalten und von bewaffneten amerikanischen Agenten dem Leiter der amerikanischen Emigrationsdienste in dessen Kanzlei vorgeführt, wo sie einer mehrstündigen Vernehmung unter Mitwirkung von Mitgliedern des CIC unterzogen wurde.
Nach Beendigung der Vernehmung wurden die tschechoslowakischen Repräsentanten unter bewaffneter Aufsicht von Polizisten in Uniform und in Zivil aus Westdeutschland ausgewiesen.
Die Entführung tschechoslowakischer Bürger und der Diebstahl eines Schnellzugs, der bis heute nicht an den tschechoslowakischen Behörden zurückgegeben wurde, ist ein typisches Beispiel der Gangstermethoden, welche die Amerikaner gegen den tschechoslowakischen Staat einsetzen.
Die tschechoslowakischen Bürger, unter denen sich auch Einwohner deutscher Nationalität befanden, haben durch die entschlossene Haltung, die sie sowohl gegenüber den Amerikanern als auch gegenüber deren schändlichen Gehilfen aus den Reihen verräterischer Emigranten, an den Tag legten, die Rückkehr in die Heimat erzwungen und damit den Feinden und Hetzern, die versuchen, den friedlichen sozialistischen Aufbau unseres Landes zu bremsen und zu vereiteln, eine deutliche Antwort gegeben.
Die Gruppe tschechoslowakischer Bürger, die auf eine solche niederträchtige Weise in die von den Amerikanern besetzte Zone Deutschlands verschleppt wurde, schickte nach ihrer Rückkehr dem Präsidenten der Republik Klement Gottwald folgenden Brief:
„Sehr geehrter Herr Präsident!
Wir senden Ihnen nach unserer Rückkehr von der Zugentführung in Asch sogleich unsere wärmsten Grüße!
Obwohl es nur einige Tage waren, die wir in unfreiwilliger Gefangenschaft in der amerikanischen Zone verbrachten, haben wir kennengelernt, wie sich die Amerikaner die Freiheit vorstellen. Sie umzingelten uns mit Maschinengewehren, die an Militärfahrzeugen angebracht waren. Auch wenn sie keine solche unmittelbare Gewalt und Brutalität gegen uns anwendeten, wie sie gegen diejenigen eingesetzt wurde, die sie vor einiger Zeit mit einem Flugzeug nach Erding entführten, haben wir ihr wahres Gesicht und ihren Hass auf alles Fortschrittliche erkannt, obgleich die Amerikaner dies dadurch verbargen, dass sie uns Zigaretten oder Schokolade anboten. Sie wollten sich uns kaufen, und wir haben auf der anderen Seite gesehen, was für ein ‚Paradies‘ sie uns versprachen, wie elend die deutsche Bevölkerung lebt. Und wie sieht dieses wahre Gesicht der Amerikaner aus? Es ist das Gesicht von Feinden des Friedens, welche die friedliebende Bevölkerung Koreas morden und aus Westdeutschland eine Kolonie gemacht haben. Wir verfluchen die paar Einzelpersonen, die unsere Entführung organisierten, diese Verräter unseres Heimatlandes und Handlanger der Kriegstreiber. Es straft sie nicht nur unsere Verachtung, sondern die Verachtung des gesamten arbeitenden Volkes, das Herr über seine Heimat ist. Wir sind zurückgekehrt, weil wir dieses Land lieben, weil wir Sie gern haben, da Sie uns in eine Zukunft führen, in der das gesamte Volk an der Seite des größten Friedensgaranten, des großen Führers der Sowjetunion, Generalissimus Stalin, glücklich sein wird."
Quelle:
Úřední zpráva o únosu čs. občanů v rychlíkovém vlaku teroristickou bandou řízenou americkým agentem (Amtliche Mitteilung über die Entführung tschechoslowakischer Bürger in einem Schnellzug durch eine von einem amerikanischen Agenten geleitete Terroristenbande). Československá tisková kancelář (Tschechoslowakisches Pressebüro), Praha, 15.9.1951.