Ich habe die amerikanische Lebensart kennengelernt

Ich habe zehn Tage im Kerker des amerikanischen Deutschlands verbracht. Ich geriet gegen meinen Willen dorthin, ohne dass ich mir etwas zuschulden kommen ließ. Ich fuhr am 11. September aus Franzensbad / Františkovy Lázně nach Asch / Aš mit einem Zug, der von einer Gangstermeute nach Westdeutschland verschleppt wurde.

Ich möchte meine Eindrücke von den zehn Tagen kurz schildern, die ich im „amerikanischen Paradies“ verbrachte. Man ließ mir dort wirklich reichlich „Fürsorge“ angedeihen. Die ganze Zeit hindurch bewegte ich mich ständig unter dem „Schutz“ bewaffneter Polizisten, wenn ich mich außerhalb der Gefängnismauern befand, ohne dass ich mit den Mit-Verschleppten reden durfte, wenn wir uns zufällig begegneten. Ich wohnte in Hof in einem unterirdischen Keller mit einem Betonboden, wo vor mir nur Kartoffeln und Kohle „wohnten“. Das einzige Möbelstück war dort eine Pritsche mit einem schmutzigen Strohsack und einem noch schmutzigeren Leintuch, das anzufassen mir widerstrebte. Da war weder eine Toilette noch ein Waschbecken, ich aß im Stehen. Die Klötze, die mich bewachten, äußerten ein schadenfrohes Vergnügen über meine kleinen Unannehmlichkeiten, die sie mir in möglichst großer Zahl zu bereiten suchten: Sie gaben mir weder ein Handtuch noch eine Seife, eine Zahnbürste oder einen Kamm; statt eines Kammes musste ich eine Reisbürste für den Boden benutzen. Es kam sogar vor, dass sie mich nicht auf die Toilette gehen ließen. Kurz gesagt, sie lehrten mich die amerikanische Lebensart.

Das zweite Gefängnis in Weiden, in das ich dann überstellt wurde, war um nichts besser. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Gefängnissen bestand darin, dass sie mir dort auch noch die 150 Kronen stahlen, die ich einem amerikanischen Soldaten anvertraute, um mir dafür Seife, einen Kamm und Zigaretten zu besorgen. Doch ich habe weder das Geld noch irgendwelche Sachen mehr zu Gesicht bekommen. Hier widmeten mir auch Angehörige des amerikanischen Nachrichtendienstes CIC, die mich vernahmen, weit mehr „Aufmerksamkeit“. Sie geleiteten mich zu diesen Vernehmungen und auch zu den Mahlzeiten wie einen einfachen Verbrecher mit einer bewaffneten Wache.

Sie fragten mich nach allem aus, von den primitivsten Dummheiten bis zu Staatsgeheimnissen. Sie redeten mir ein, dass ich nach der Rückkehr in die ČSR, auf der ich bestand, zu 20 Jahren Haft verurteilt würde, während sie selbst mir gütigerweise nur zwei Jahre Kerker in Deutschland anboten. Ein anderes Mal wiederum zeigten sie sich bereit, mich gegen ihren Spion Oatis auszutauschen. Sie hätten gerne von mir erfahren, ob es einen Krieg geben wird, warum ich der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei beigetreten bin, wie unser Fünfjahresplan ausgehen wird, und welche Meinungen unter den Menschen herrschen. Sie zeichneten sich nicht gerade durch Intelligenz und Scharfsinn aus. Dieselben Fragen stellten sie, wie ich später feststellte, auch anderen Verschleppten und selbst den Mitgliedern unserer diplomatischen Mission, die kam, um über unsere Rückkehr zu verhandeln.

Sie boten mir immer wieder an, im Westen zu bleiben, und versuchten mich von den „Vorzügen“ ihres Lebens zu überzeugen. Sie ermöglichten mir, diese gut kennenzulernen. Sie fuhren mich mit einem Wagen herum, vorbei an Auslagen voller Waren, doch sie vergaßen bei diesem Theater, auch irgendwelche Käufer zu beschaffen. Die Auslagen waren voll – die Geschäfte jedoch leer. Selbst bei einem Obststand war niemand. Nicht einmal dafür hat dort jemand Geld.

Wer flüchtet von uns in das amerikanische Paradies? Auch danach haben sie mich gefragt. Jeder wüsste bei uns die Antwort darauf. Diebe suchen ihr Heil bei Dieben, Mörder bei Mördern, Schwarzhändler dort, wo die Schieberei blüht. Das sind ehrlose Menschen. Dort ist kein Platz für einen ehrenhaften Menschen.

Deswegen weigerte ich mich auch, dort zu bleiben. Und ich habe keinen Augenblick daran gezweifelt, wo mein Platz, mein Leben, meine Zukunft ist. Nicht unter Spionen, Terroristen, Dieben, Mördern und Geschäftemachern, sondern unter denen, die an einem noch besseren und glücklicheren Leben für alle Menschen, für meine Kinder, bauen.

Es ist ihnen geglückt, mich in meiner zutreffenden Vorstellung von der amerikanischen Lebensart noch zu bestärken: Sie bewachten mich wie einen Verbrecher, ich wohnte auf dem Niveau eines Tieres, sie drohten mir mit dem Gefängnis und behandelten mich wie einen Dummkopf. Sie redeten mir Unsinnigkeiten ein. Sie bestahlen mich ganz primitiv, auf amerikanische Art, und stahlen mir Geld und die Dienstpistole. Ich weiß, was für ein Leben ich dort zu erwarten hätte. Ein solches, wie ich es in der Ersten Republik erlebte, als ich als ausgelernter Maurer um 80 Heller die Stunde arbeitete und mit leerem Magen an Bettlern vorbeiging, die noch größeren Hunger hatten als ich.

Ich könnte es niemals vor meinem Gewissen verantworten, wenn ich die Partei, das Volk, meine Kinder verriete. Die zehn Tage im amerikanischen Deutschland haben mich gelehrt, unser schönes, stolzes, zutiefst friedliches, konstruktives Leben zu schätzen, das durch die volksdemokratische Ordnung abgesichert ist.

Und denen, welche die gangsterhafte Zugentführung durchführten, wünsche ich aufrichtig, dass sie das Angebot des Herrn Baťa wahrnehmen und sich in dessen Fronfabriken abrackern, die wie sie dorthin übersiedelt sind, wo man die Menschen noch ausbeuten kann.

FRANTIŠEK KRAHULEC
Angehöriger des Corps der Nationalen Sicherheit, Asch

Quelle:
Poznal jsem americký způsob života (Ich habe die amerikanische Lebensart kennengelernt). In: Rudé právo (Rotes Recht), 30. September 1951, Seite 5.