Die Aussage des Lokführers Jaroslav Konvalinka bei der Erstvernehmung in Selb

„Von vertraulicher Seite habe ich erfahren, dass ich von der tschechoslowakischen Polizei als politisch unzuverlässig geführt wurde. Ich konnte aus diesem Grunde täglich mit einer Verhaftung rechnen. Ich entschloss mich daher, zusammen mit dem Fahrdienstleiter Karel Truksa nach Bayern zu flüchten. In unseren Plan war außerdem der Bezirksarzt von Asch, Herr Dr. Švec Jaroslav eingeweiht. Unsere ursprünglichen Pläne, mit einem Güterzug und dann später mit einer Lokomotive nach Bayern zu fahren, haben wir fallen lassen, da sich dabei zu große Schwierigkeiten ergeben haben. Wir sind vielmehr dahin übereingekommen, den fahrplanmäßigen Personenzug Eger – Asch zu benützen, der in Eger um 14:09 Uhr abfährt. Wie ich bereits erwähnt habe, waren in unseren Fluchtplan nur 3 Personen eingeweiht, und zwar ich selbst, der Fahrdienstleiter Karel Truksa und der Bezirksarzt von Asch, Herr Dr. Švec. Im Zuge befanden sich neben den sonstigen Reisenden noch 8 weitere Personen, die die ČSR illegal verlassen wollten. Diese Personen wurden uns von Bekannten genannt. Wir unterrichteten sie, dass sie am 11.9.1951 mit dem genannten Zug nach Asch fahren sollten und dort auf uns warten sollten. Wie die Flucht weitergehen sollte, war diesen Personen nicht bekannt. Wir haben also wie bereits erwähnt, Eger um 14:09 Uhr verlassen. In Franzensbad habe ich mit Karel Truksa die Notbremse des Zuges unbrauchbar gemacht. Der Zug konnte jetzt nur noch mit der Handbremse gebremst werden. An den Handbremsen in den einzelnen Wagen waren jedoch unsere Leute postiert, sodass sie kein anderer bedienen konnte. In den Bahnhof Asch sind wir mit 40 km eingefahren. Ungefähr in der Mitte des Bahnhofs ging ich auf Höchstgeschwindigkeit, sodass wir mit ungefähr 80 km den Bahnhofsbereich Asch verlassen haben. Dieses Tempo haben wir bis zur Grenze beibehalten. Die Weichen in Asch haben wir aufgeschnitten. Mein auf der Lokomotive noch anwesender Heizer wollte nicht nach Deutschland, jedoch musste er sich fügen, da er andernfalls von uns überwältigt worden wäre.“

Der Fahrdienstleiter des Bahnhofs Eger Karel Truksa beantwortete die Frage nach seinen Beweggründen für die Flucht wie folgt:

„Im November 1949 wurde ich in Asch von der Kriminalpolizei verhaftet, weil ich tschechoslowakischen Staatsangehörigen zur Flucht nach Deutschland verholfen hatte. Die tschechoslowakischen Behörden konnten mir dies jedoch nicht genau nachweisen, sodass ich nach 5 Monaten wieder auf freien Fuß gesetzt werden musste. Von vertraulicher Seite wurde mir jedoch mitgeteilt, dass ich weiterhin unter schärfster Beobachtung stand. Ich entschloss mich daher zusammen mit dem Lokführer Jaroslav Konvalinka zur Flucht nach Deutschland.“

Der regimekritische Ascher Amtsarzt MUDr. Jaroslav Švec gab politische Repressionen als Grund für die Flucht an:

„Der Terror von Seiten der jetzigen tschechoslowakischen Regierung nahm in den letzten 14 Tagen ein unerträgliches Stadium für mich an, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als ins Ausland zu flüchten.“

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