Die Wahrheit über den Freiheitszug

In den Wochen nach dem 11. September 1951 wurden mehrere Flugblätter in tschechischer Sprache mit Ballons über Westböhmen abgeworfen. Sie wurden von US-Stellen mit Unterstützung der Organisatoren der Flucht mit dem Passagierzug verfasst. In den Texten der Flugblätter sind manche personenbezogenen Daten – wohl absichtlich - abgeändert, um Betroffene zu schützen. Die Flugblätter traten der massiven Tatsachenverfälschung in den Berichten der tschechoslowakischen Massenmedien entgegen. Sie wendeten sich vor allem gegen die Behauptung, dass US-Agenten bei der Fluchtaktion ihre Finger im Spiel gehabt hätten. Auf einem der Flugblätter stand unter der obigen Überschrift zu lesen:

„Wir kommen erneut mit einer Botschaft aus der freien Welt zu euch, um euch über den tschechoslowakischen Zug zu berichten, der am 11. September mit einhundertacht Reisenden aus der Tschechoslowakei entwich. Die Kommunisten bemühen sich furios, euch das Verschwinden des Zuges Prag – Asch zu erklären. Sie haben daher die Mystifizierung von einer Terrorgruppe und ausländischen Agenten in die Welt gesetzt.

Hört, wie es wirklich war:

Die Flüchtlinge waren patriotische Tschechoslowaken, die keine Hilfe irgendwelcher ‚Agenten aus dem Ausland‘ brauchten. Der Lokomotivführer Jaroslav Konvalinka, seine Frau und seine zwei Kinder, sechs neun Jahre alt, sind keine Ausländer. Ebenso wenig sind Karel Truksa, vordem Bahnhofsvorsteher in Asch, und seine Frau Ausländer. Dasselbe trifft auf alle anderen zu, die sich ihren Weg freigekämpft haben. Sie waren genau solche Menschen wie ihr, Menschen, die es verdross, unterdrückt zu werden. Auch Dr. Švec, der dem Druck der Geheimpolizei standhielt, die ihn nötigte, seine eigenen Freunde zu verraten, war unter ihnen. Und zwei Studenten der Rechtswissenschaften waren dabei, die ihr Studium aufgeben mussten, weil sie nicht der kommunistischen Partei beitraten. Ein Mechaniker mit seiner Frau und zwei kleinen Töchtern war darunter, die Familie hatte schon zuvor zweimal versucht, über die Grenze zu gelangen. Kann man bei diesen Menschen wirklich von ‚Terroristen‘ sprechen?“

Es folgt eine Schilderung der Fluchtfahrt. Das Flugblatt endet mit einem Appell:

„Die Gefühle all jener, die geflüchtet sind, bringt ein Satz zum Ausdruck, den ein junger Mechaniker in einer vom Radiosender Freies Europa gesendeten Botschaft äußerte: ‚In der Tschechoslowakei wussten wir, dass wir andauernd ausspioniert wurden. Dieses ständige Aushorchen und die Unfreiheit sind der Grund dafür, dass wir geflüchtet sind.‘ Und seine Frau setzte hinzu: ‚Ich will nicht, dass meine Kinder wie Sklaven aufwachsen. Ich bin bereit, überallhin zu gehen, wo die Menschen so leben können, wie sie möchten.‘

Nein, das waren keine Terroristen, das war keine ausländische Verschwörung. Die einzigen Terroristen sind die Kommunisten, die einzigen Ausländer sind diejenigen, die aus Russland zu uns kommen. Die Kommunisten sind bemüht, diese Handlung entschlossener Patrioten mit einer Menge Lügen zu vernebeln. Doch niemand, der an Freiheit und Menschenwürde glaubt, wird ihnen Glauben schenken.“

[4, 176-177]